Myofunktionelle Probleme haben einen sehr großen Einfluss auf die kieferorthopädische Behandlung und auch auf die Stabilität des erreichten Ergebnisses. Hierbei kommt vor allem dem Schluckmuster eine herausragende Rolle zu. Bei vielen unserer Patienten liegt ein sog. viszerales Schluckmuster vor, d. h. der Patient legt die Zunge beim Schlucken zwischen die Zahnreihen. Je nach Ausprägung und Lage führt dies zu einem frontal oder seitlich offenem Biss.
Ein falsches Schluckmuster besteht in der Regel schon seit der Geburt und kann in der Regel nicht von heute auf morgen umgestellt werden. Die Erfahrungen unserer Praxis zeigen, dass jedoch durch myofunktionelle Übungen durchaus eine Änderung des Schluckvorganges trainiert werden kann. Folgende einfache Übungen werden hierbei empfohlen:
1. Übung:
- Die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne an den Gaumen drücken.
- Mit dem Zungenrücken klicken, ohne dass die Zungenspitze den Gaumen verlässt.
- Achtung: Nicht schnalzen, klicken!!
- Die Übung so oft wie möglich am Tag wiederholen.
2. Übung:
- Zungenspitze an den Gaumen drücken und zusammenbeißen.
- Speichel nach hinten ziehen, so das sich die Zunge am Gaumen festsaugt.
- Aus dieser Position heraus schlucken.
- Die Übung am Spiegel selber kontrollieren, man darf die Zunge nicht zwischen den Zahnreihe sehen.
- Dies sollte mindestens 5 mal 5 Minuten pro Tag geübt werden.
3.Übung:
- Jede Stunde mindestens einmal ca. 1 Minute so fest wie möglich zusammenbeißen.
- Mit dieser Übung kann neben der Schluckfunktion auch die vertikale Alveolarfortsatzentwicklung über die Kaumuskulatur kontrolliert werden.
Noch ein Tipp, den schon unsere Großmutter wusste: Während des Essens nicht trinken, um den Speisebrei nicht herunterzuspülen, sondern immer kontrolliert schlucken!
Die Umstellung eines falschen Schluckmusters ist für die Stabilität des kieferorthopädischen Behandlungsergebnisses äußerst wichtig. Bei einem Fortbestehen wird sich mit der Zeit ein offner Biss wieder einstellen.