Kieferorthopädische Mikroschrauben

In den letzten Jahren hat sich als wichtigstes Hilfsmittel in der festsitzenden Multibrackettechnik der Einsatz von sogenannten Minipins als Verankerungselement durchgesetzt. Hierbei werden ca. 10mm lange und zwischen 1,6 und 2mm breite Mikroschrauben in den Alveolarfortsatzknochen oder den Gaumen gedreht. Dadurch kann eine optimale kieferorthopädische Verankerung erreicht werden. Dies bedeutet, dass Zahnbewegungen nun gezielt und ohne die ansonsten üblichen Nebenbewegungen anderer Zähne (Actio = Reactio) iniziert werden können. Das Einbringen der Mikroschrauben erfolgt in Lokalanästhesie. Bekannte Überempfindlichkeiten auf Articain / Ultracain bitten wir mitzuteilen. Trotz klinischer und röntgenologischer Kontrollen zur Schraubenpositionierung kann möglicherweise eine geringgradige Verletzung von Zahnwurzeln auftreten. Bei derartigen Verletzungen während des Einsetzens wird die Mikroschraube wieder entfernt und wenn möglich an einer anderen Stelle neu platziert. Zahnverluste oder andere den Zahnerhalt betreffende Schäden der angrenzenden Zähne wurden bisher noch nicht festgestellt und sind auch in der Fachliteratur nicht beschrieben. Der vorzeitige Verlust von Mikroschrauben ist sehr selten. Ein wesentlicher Grund hierfür kann ein Manipulieren des Patienten an der Schraube sein. Es sollte darauf geachtet werden, dass weder mit der Zunge, noch durch übertriebene Lippen- und Wangenbewegungen oder gar mit dem Finger an der Mikroschraube gerüttelt, gedrückt oder gedreht wird.
Als zusätzliche mundhygienische Maßnahme wird vor und nach der Implantation jeden zweiten Tag ein etwa zweiminütiges Spülen mit einer 0,2 % -igen Chlorhexidin Lösung empfohlen. Diese ist unter unterschiedlichen Markennamen in Apotheken erhältlich. Stattdessen kann auch mehrmals täglich Chlorhexidin-Gel mit einem Wattestäbchen um den Schraubenkopf aufgetragen werden. Mit der Zahnbürste sollte der Schraubenkopf nicht gereinigt werden. Auch beim Zähneputzen der darüber liegenden Zähne ist darauf zu achten, dass keine Manipulation an der Mikroschraube erfolgt. Verbindungsdrähte zwischen der festsitzenden Apparatur und der Mikroschraube können im Bereich der Wangenschleimhaut zu Druckstellen führen.
Die Entfernung (Explantation) erfolgt größtenteils ohne oder unter ganz geringer lokaler Betäubung. Leichte Druckgefühle und Blutungen bei entzündeten Schleimhautbereichen können auftreten. Der Knochen ist übrigens das einzige Gewebe des Körpers, welches ohne jegliche Narbe verheilt. Für die Knochenheilung des kleinen Mikroschraubenkanals sind bisher keine Komplikationen bekannt.