Fluoridprophylaxe

Fluoride gehören zu den lebensnotwendigen Spurenelementen. Ohne Fluoride ist der Mensch nicht lebensfähig. Sie sind entscheidend für die Stabilität des Skeletts. Erst in zweiter Linie schützen sie die Zähne vor Karies.

Über den richtigen Einsatz des zahnschmelzhärtenden Fluor wird seit langem diskutiert.

Einerseits ist die kariesprophylaktische Wirkung des Fluor unbestritten, andererseits entwickeln sich bei einer übertrieben durchgeführten Fluoridierung an bleibenden Zähnen Fluorosen, dies sind weißliche oder gar bräunliche Einlagerungen in den Zahnschmelz. Ursache dieser Fluorosen ist meistens ein unkontrolliertes Verschlucken fluoridhaltiger Zahnpasta über einen längeren Zeitraum bei Kindern vor dem 6. Lebensjahr.

In Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten und der Gesellschaft für präventive Zahnheilkunde erachten wir folgendes Vorgehen bei der Fluoridprophylaxe für sinnvoll:

Generell wird der Einsatz von fluoridiertem Speisesalz im Haushalt empfohlen. Hierdurch wird eine Grundfluoridierung sichergestellt.

Eine Fluoridierung vor dem ersten Zahndurchbruch ist aus kariesprophylaktischen Gründen nicht notwendig. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die erwünschte Fluorideinlagerung in den Zahnschmelz vorwiegend durch den direkten Oberflächenkontakt mit den Zähnen im Mund verursacht wird.

Für die ersten drei Lebensjahre gibt es zwei Möglichkeiten: Einmal ist eine systemische Fluoridierung ( 0,25 mg/Tag ) mit einem Vitamin-D Kombinationspräparat zur Rachitisprophylaxe möglich. Diese Kombinationspräparate werden in der Regel vom Kinderarzt verordnet. Es wird empfohlen, die Fluoridtabletten langsam im Mund zergehen lassen, um eine möglichst hohe lokale Fluoridierung der vorhandenen Milchzähne zu erreichen. Während einer systemischen Fluoridierung mit Tabletten sollte die Zahnpflege mit einer fluoridfreien Zahnpasta in den ersten drei Lebensjahren durchgeführt werden, um unkontrolliertes Verschlucken zu vermeiden. Säuglinge und Kleinkinder, die mit bilanzierten Diäten ernährt werden oder deren Flaschennahrung mit Trinkwasser oder Mineralwasser hergestellt wird, das über 0,3 mg Fluorid pro Liter enthält, benötigen keine systemische Fluoridprophylaxe. Von der deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten wird dagegen die Fluoridierung mit einer fluoridreduzierten Zahncreme sofort nach dem ersten Durchbruch der Milchzähne befürwortet. Hierbei sollte im ersten Lebensjahr einmal täglich, ab dem zweiten Lebensjahr morgens und abends die Zahnpflege mit einer erbsengroßen fluoridhaltigen ( max. 500 ppm besser 250 ppm) Zahncreme durchgeführt werden. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass möglichst keine Zahnpasta verschluckt wird. Deshalb sollte die Zahncreme nicht geschmacksoptimiert sein. Eine Tablettenfluoridierung ist hierbei nicht erwünscht.

Ab dem vierten Lebensjahr sollte in jedem Fall das tägliche Zähneputzen morgens und abends mit einer fluoridreduzierten (Kinder-) Zahncreme (max. 500 ppm Fluorid) mit jeweils ca. 5mm Stranglänge durchgeführt werden. Generell sollten bis zum sechsten Lebensjahr nach dem Zähneputzen durch das Kind die Zähne von den Eltern nachgereinigt werden.

Ab dem Schuleintritt ist das Risiko für die Entwicklung einer Dentalfluorose im sichtbaren Bereich minimal. Aus Gründen der besseren Wirksamkeit sollten Zahnpasten mit einer Fluoridkonzentration von 1000 bis 1500 ppm Fluorid ( Erwachsenenzahnpasta ) zweimal täglich zum Einsatz kommen.

Die lokale Anwendung von höher dosierten Fluoridlacken, -lösungen oder -gelen sollte generell nur nach zahnärztlicher Anweisung bei Kariesrisikopatienten erfolgen. Gegen eine regelmäßige häusliche Anwendung höher dosierter Fluoridgelees wie das Elmex-Gelee bestehen nach dem Schuleintritt keine Bedenken.

Wirkungsmechanismus der Fluoride:

Während der Zahnentwicklung werden Fluoride in den Zahnschmelz eingebaut. Dadurch entsteht eine größere Säureresistenz. Weitaus wichtiger ist jedoch die Verfügbarkeit geringer Fluoridkonzentrationen an der Zahnoberfläche ( lokale Fluoridierung ). Fluoride verschlechtern die Möglichkeit der Bakterien, sich an der Zahnoberfläche anzuheften und haben antibakterielle Eigenschaften. Der wichtigste Effekt der Fluoride ist jedoch ihre günstige Wirkung bei der andauernden Remineralisation des Zahnschmelzes. Durch den Fluorideinbau wird der Zahnschmelz gegenüber Säureangriffen stabiler und dadurch kariesresistenter. Initiale Kariesläsionen können durch Fluoridaplikation bei sichergestellter Plaquefreiheit geheilt werden.